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Aktuelles


Hier möchten wir aktuelle Entwicklungen in der Sozialpädagogik anführen und unseren regelmäßig erscheinenden Newsletter zum Download bereitstellen.

INTERESSANTES AUS DEM FACHGEBIET


SOZIALPOLITISCHE HERAUSFORDERUNGEN IN DER SOZIALPÄDAGOGIK - Das Statement des Vereins Sozialpädagogik Oberösterreich vom Novemer 2020

Der Verein Sozialpädagogik OÖ vereint als Dachverband 16 öffentliche und private Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe. In einem Treffen mit politischen Entscheidungsträger/innen aller im Landtag vertretenen Fraktionen wurde über aktuelle und künftige Herausforderungen in der sozialpädagogischen Arbeit diskutiert.

Wenn Kinder und Jugendliche in die sozialpädagogische Betreuung kommen, haben sie oft schon eine Reihe traumatisierender Erfahrungen gemacht, wie Vernachlässigung, Gewalt, Missbrauch und/oder wiederholte Beziehungsabbrüche. In ihren jungen Biografien war es ihnen kaum möglich, liebevolle und stabile Bezugspersonen zu finden, die ihnen Schutz, Halt und Geborgenheit gaben. Daraus können sich auffällige, unangepasste Verhaltensweisen entwickeln, die insbesondere vom Umfeld als problematisch wahrgenommen werden.
Die zunehmende Komplexität der Bedürfnisse stellt die Sozialpädagog/innen oft vor große Herausforderungen. Der Aufbau von Vertrauen und tragfähigen Beziehungen, auf deren Basis Entwicklung möglich wird, benötigt mehr Zeit und personelle Ressourcen.

Aufgrund der zum Teil massiven Vorbelastungen schaffen es manche der betreuten Kinder nicht, die Schule regelmäßig zu besuchen. Dies geht bis hin zur Schulverweigerung. In diesen Fällen braucht es flexible und individuelle Lösungen, vor allem wenn noch die Schulpflicht gilt. Eine Verbesserung der Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen der Kinder- und Jugendhilfe, Sozialpädagog/innen und den Schulen kann wesentlich zur Entwicklung solcher Lösungen beitragen.

Die mobilen Dienste bieten Familien mit unterschiedlichen Problemlagen Unterstützung durch Erziehungshilfen im eigenen Haushalt. Der Einsatz der mobilen Betreuung bedeutet auch die Wahl des gelinderen Mittels, um eine Fremdbetreuung außerhalb der Familie und damit die Trennung von Kindern und Eltern zu vermeiden.
In diesem Bereich kommt es aufgrund der dezentralen Strukturen in den Bezirken in manchen Fällen zu starken Auftragsschwankungen. Diese führen zu Unsicherheiten in den Dienstverhältnissen der Sozialpädagog/innen. Wir setzen uns für planbare Steuerung dieser Hilfen und eine stärkere Verschränkung der Helfersysteme ein, damit die eingesetzten Mittel bestmöglich unseren Kindern, Jugendlichen und Familien zukommen können.

Im Durchschnitt gründen junge Menschen in Österreich mit einem Alter von 25,6 Jahren ihren ersten eigenen Haushalt und ziehen von zuhause aus. Auf Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe besteht derzeit ein Rechtsanspruch bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres mit der Möglichkeit einer Verlängerung bis 21 Jahre.
Die Hilfen für junge Erwachsene sollen mindestens bis zum vollendeten 24. Lebensjahr angeboten werden und dürfen keine ‚Bittstellung‘ von Seiten dieser jungen Menschen erfordern. Es geht um einen Rechtsanspruch für jene Personen, die schon vor dem 18. Lebensjahr im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe betreut wurden. Dabei sollen die Formen der angebotenen Hilfen den individuellen Gegebenheiten der Betroffenen angepasst und flexibel gestaltet sein.

Zusammenfassung

Die zentrale Aufgabe sozialpädagogischer Einrichtungen ist es, junge Menschen zu fördern und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht ist die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe von großer Bedeutung. Jede „Investition“ trägt dazu bei, Folgekosten zu vermeiden, z.B. im Arbeitsmarkt oder im Gesundheitssystem.
In einem Gespräch mit politischen Entscheidungsträger/innen appelliert der Vereins Sozialpädagogik OÖ, diese gesellschaftspolitische bedeutsame Arbeit weiterhin zu fördern und keine Einsparungen oder Kürzungen vorzunehmen.

Die zentralen Forderungen des Vereins Sozialpädagogik OÖ:
Ausreichende personelle Ressourcen für die Sozialpädagogik
Verbesserung der Planung und Steuerung der mobilen Dienste
Weiterentwicklungen an der Schnittstelle zwischen Kinder- und Jugendhilfe, sozialpädagogischen Einrichtungen und dem Schulsystem
Verlängerung der Unterstützung der Kinder und Jugendlichen bis zum vollendeten 24. Lebensjahr mit Rechtsanspruch

Kontakt:
Alexander König
Tel. 0664 910 83 88
a.koenig@sozialpaedagogik-ooe.at

Das vom Verein SO! inizierte Treffen mit politischen Entscheidungsträger/innen in Oberösterreich.
Vorne sitzend v.l.n.r. politische Vertreter/Innen: LAbg. Ulrike Schwarz, Landesrätin Birgit Gerstorfer, LAbg. Ulrike Wall, LAbg. Bgm. Johann Hingsamer, LAbg. Gertraud Scheiblberger
Hinten stehen v.l.n.r. Verein Sozialpädagogik Oberösterreich: Alexander König, MAS (Obmann, GF plan B), Mag.(FH) Martin Hofer (GF Soziale Initiative), Gerhard Pohl (Leiter SOS Kinderdorf OÖ.), Mag.a Andrea Scharinger (GF Pro Juventute), Mag.a Elisabeth Pammesberger (Leiterin Mädchenwohngruppe Die Brücke)


BETEILIGUNGSPROZESS ZUR MODERNISIERUNG DER KINDER- UND JUGENDHILFE IN DEUTSCHLAND

Das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat von November 2018 bis Dezember 2019 einen breit angelegten Beteiligungsprozess zur Modernisierung der Kinder- und Jugendhilfe durchgeführt. Über ein Jahr lang sind Expertinnen und Experten der Frage nach notwendigen Verbesserungen für junge Menschen und für ihre Familien nachgegangen, um so die Entscheidungsgrundlagen für eine Gesetzesinitiative zu optimieren. Auf kommunaler Ebene, auf Landes- oder Bundesebene, in Fachverbänden und Fachorganisationen, in Wissenschaft und Forschung, bei öffentlichen oder freien Trägern, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Behindertenhilfe und in der Gesundheitshilfe übernehmen sie Verantwortung für ein gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Der Beteiligungsprozess wurde durch wissenschaftliche Forschung begleitet, dies mit besonderem Fokus auf die Bedarfe und Bedürfnisse der Adressatinnen und Adressaten der Kinder- und Jugendhilfe. Der Abschlussbericht stellt die Diskussionen und Resultate der Arbeitsgruppen sowie der wissenschaftlichen Begleitung dar.

Den Bericht downloaden: abschlussbericht-die-zukunft-der-kinder--und-j.pdf [12 956 KB]


DAS BUNDESKANZLERAMT HAT STATISTIK ZUR KJH IM JAHR 2020 VERÖFFENTLICHT


Das Bundeskanzleramt hat die Kinder- und Jugendhilfestatistik für das Jahr 2020 veröffentlicht.
Diese können Sie hier downloaden: kjh-statistik-2020.pdf [6 771 KB]


WAS TUN GEGEN DEN ÜBERMÄSSIGEN HANDY-KONSUM?

Handys und ihr Zugang zum Internet ermöglichen Kindern und Jugendlichen einen weiten Blick in die Welt. Doch gleichzeitig scheint es immer schwerer, sie vor den Gefahren des Netzes zu schützen. Wie ein besserer Schutz möglich ist, diskutierten diese Woche ca. 80 Fachleute in Hannover. Nur im Zusammenspiel zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern kann es gelingen, Kinder und Jugendliche zu einem kritischen und selbstbestimmten Handeln im Internet zu befähigen. Darin waren sich gut 80 pädagogische Fachkräfte einig, die am Dienstag mit ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis unter dem Titel „Kinder, die auf Handys starren“ über Chancen und Risiken der Online-Nutzung von Mädchen und Jungen diskutiert haben. Zu dieser medienpädagogischen Fachtagung hatte die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) nach Hannover eingeladen.

Gemeinsam Regeln aufstellen

Viele Eltern kaufen ihren Kindern bereits im Grundschulalter ein Smartphone, da die „digitale Nabelschnur“ Sicherheit suggeriert: Kinder können im Fall der Fälle ihre Eltern erreichen und umgekehrt. „Das darf jedoch nicht dazu führen, dass sich Mädchen und Jungen nicht mehr unbeobachtet entfalten können und in ihrem Bestreben nach Selbstwirksamkeit behindert werden“, forderte Eva Hanel, Fachreferentin für Medienpädagogik der LJS. Sie empfiehlt, auf dem Smartphone der Kinder Jugendschutzeinstellungen zu aktivieren, um den Zugang zu nicht altersgerechten Inhalten zu verhindern, sog. In-App-Käufe zu unterbinden und die Privatsphäre der Minderjährigen zu gewährleisten. „Regeln rund um die Smartphone-Nutzung sollten von Eltern und Kindern gemeinsam aufgestellt und deren Einhaltung kontrolliert werden. Medienfreie Zeiten sind wichtig!“ Pädagogische Fachkräfte, die von der LJS fortlaufend als „Eltern-Medien-Trainer“ zertifiziert werden, unterstützen Eltern bei der Medienerziehung zu Hause.

„Zwischen Trampolin und Smartphone“

Unter dieser Überschrift hat die Leiterin der Medienforschung von SUPER RTL, Birgit Guth, am Dienstag die aktuelle Mediennutzung von Kindern beleuchtet: Nach wie vor spielen sie am liebsten mit Freunden, treiben Sport, malen und basteln. Gleichzeitig ist das Fernsehen noch immer das wichtigste Freizeitmedium für Kinder. Dabei gewinnen zielgruppenaffine Inhalte von YouTube, Netflix, Amazon und Mediatheken zunehmend an Bedeutung. Diese agieren in der Medienlandschaft aber anders als die angestammten Unternehmen. „Sie sind technologiegetrieben, interpretieren Werberichtlinien anders und richten sich an ein globales und nicht an ein lokales Publikum. Daraus entsteht eine neue Medienlandschaft und -realität, die einerseits Chancen eröffnet, wenn wir an die digitale Teilhabe von Kindern denken, andererseits Risiken zum Beispiel für den Jugend- oder Datenschutz in sich birgt“, sagt Guth. Sie empfiehlt Eltern und Fachkräften, sich intensiv mit den medialen Bedürfnissen und Vorlieben von Kindern auseinanderzusetzen und diesen mehr Beachtung zu schenken.

Krankmachende Selbstinszenierung mit perfekten Bildern

Wie wichtig dies auch bei Heranwachsenden, besonders für Mädchen ist, beschrieb Dr. Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstitut für das Bildungsfernsehen (IZI). Das soziale Netzwerk Instagram ist derzeit die wichtigste Bühne, auf der sich Mädchen und Jungen selbst inszenieren, Stars oder InfluencerInnen folgen und Fotos sowie Videos von anderen kommentieren. Mindestens 85 Prozent der 12- bis 19-Jährigen posten hier aktiv Fotos und Videos. 2018 haben das IZI, die MaLisa Stiftung in Kooperation mit dem Bundesfachverband für Essstörungen untersucht, welche Auswirkungen das Streben nach dem perfekten Bild, nach Anpassung an ein überhöhtes Schönheitsideal haben. Rund die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen nutzt regelmäßig Filter, um die Haare glatter, die Haut reiner oder den Körper schlanker darzustellen. „Damit verschiebt sich nachweislich das Gefühl dafür, was schön und natürlich ist. Dies kann bis in eine Essstörung führen, insbesondere wenn Fitness- und ErnährungsInfluencerinnen regelmäßig verfolgt und zur Orientierung genutzt werden“, warnt Studienleiterin Götz. Sie fordert mehr Medienkompetenz besonders für Mädchen, die mit diesem enormen Druck weitgehend allein gelassen würden. Wenn Influencerinnen wieder mehr von ihrer Individualität zeigten und weniger unerreichbare Ideale als scheinbar erreichbar vorgaukelten, wäre schon viel gewonnen. Ein wichtiger Schritt wäre es, wenn die Konzerne, die Mode- und Lifestyle-Influencerinnen sponsorn, vermehrt Frauen unterstützten, die für die real existierende Vielfältigkeit von Mädchen und Frauen stehen, und weniger an einem Zelebrieren krankmachender Schönheitsideale mitwirken würden, sagt Götz.

Blick hinter die Kulisse lohnt sich

Die Oldenburger Medienpädagogin Christina ter Glane plädierte in ihrem Vortrag dafür, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen Medienkompetenzen entwickeln. Präventionsangebote spielten eine überaus wichtige Rolle, damit Klein und Groß hinter die Kulissen der digitalen Onlinewelt blicken und Stress im Netz vermeiden könnten. Eltern und Lehrkräfte sollten die Schuld für Probleme wie Stress im Klassenchat nicht nur bei den Kindern suchen, sondern Vorbild sein und Orientierung geben. Für sehr hilfreich hält ter Glane die jugendlichen Scouts von JUUUPORT e.V., die sich ehrenamtlich für Respekt und Zivilcourage im Netz einsetzen und Gleichaltrige bei Themen wie Cybermobbing, Abzocke oder Datenklau online beraten.

Vorsicht bei „Kinder-Apps“

Deutliche Forderungen an die Spieleindustrie formulierte Peter Knaak, Redakteur der Zeitschrift „test“, Datenschutzbeauftragter bei der Stiftung Warentest. Im Sommer 2017 hatte die Stiftung Warentest erstmals in Kooperation mit jugendschutz.net 50 besonders umsatzstarke Apps aus den Kategorien „Spiele und Familie“ des Google Play Store und aus „Spiele und Kinder“ des Apple-App-Store geprüft und seither wiederholt getestet – mit niederschmetternden Ergebnissen. „Es ist nicht erkennbar, dass die Spielebranche Kinder und Heranwachsende angemessen schützen will“, berichtet Knaak. Sie müsse u.a. die Kommunikation der Spielenden etwa durch moderierte Chats absichern, zumindest aber barrierefrei zugängliche Möglichkeiten für die Meldung unangemessener Beiträge zulassen. „Kinderaffine Apps sollten keinerlei Tracking enthalten und keine Daten übertragen, die nicht unmittelbar für das Spiel erforderlich sind“, fordert der Experte.
Quelle: Pressemitteilung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) vom 4.11.2019